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08. Januar 2021

Efeu, ein zu erhaltendes Gewächs

Der Verein für Naturschutz und Landschaftspflege Erfde e. V.

Blick auf einen Baum

Der Verein für Naturschutz und Landschaftspflege Erfde e. V. ist des Öfteren gebeten worden, Informationen zu Gehölzen in der Landschaft, zu Knicks und Bäumen auf den Knicks, insbesondere zur Pflege von Knicks, zu sammeln und unkompliziert im Stapelholm-Kurier zu veröffentlichen. Dem will der Verein jetzt nachkommen. Beginnen möchten wir mit einem Thema, das in den vergangenen Jahren häufig angesprochen wurde: Efeu an Baum und Haus.

 

Efeu (botanisch Hedera helix) ist eine heimische Gehölzart und eine Giftpflanze, die gleichzeitig als Heilpflanze genutzt wird. Seine Wirkstoffe werden bei Verschleimungen im Hals und der Bronchien eingesetzt. Seine Beeren sind für den Menschen giftig. Für Vögel sind sie dagegen im Herbst und Winter eine wichtige Nahrungsquelle.

Aufgrund seiner dichten Wuchsstrukturen am Stamm von Bäumen oder an der Hauswand ist der Efeu ein idealer Brutplatz für z. B. den Haussperling (Spatz), für Amseln und für Bachstelzen. An unserer Stallwand nisten im Efeu sicherlich bis zu 50 Brutpaare Haussperlinge, die in den modernen Gebäuden unserer Dorflandschaft leider immer seltener werden. Und der Efeu ist ein wichtiges Insektennährgehölz. Aufgrund der späten Blüte im Herbst ist der Efeu eine wichtige Nahrungsquelle für Nektar sammelnde Insekten, die die Reserven für eine Überwinterung auffüllen.

Der Efeu ist eine heimische Gehölzart, die als Bodendecker vorkommt oder aber, wenn er eine geeignete Aufstiegshilfe findet, in große Höhen aufsteigen kann. Der Efeu kommt mit wenig Sonnenlicht aus. In unserer Knicklandschaft erklimmt der Efeu gerne vom Boden der Wälle aus die Überhälter genannten Bäume des Knicks. Bei uns auf der Geest sind dies häufig Stieleichen, untergeordnet Zitterpappel, Schwarzerle und Gemeine Esche.

Auf den Knicks kommt es vor, dass sich der Efeu vor allem Stieleichen als Kletterhilfe aussucht. Die beiden Gehölze bilden dann einen dicht von Efeu belaubten Stamm unter der weit ausladenden Baumkrone der Eiche. Diese Wohngemeinschaft kann viele Jahrzehnte zusammen existieren und wenn der Baum einmal langsam absterben sollte, bleibt der Efeu z. T. noch weitere Jahrzehnte am alten Stamm stehen und bietet der Tierwelt Schutz und Nahrung.

Leider ist es immer wieder zu sehen, dass in der falschen Meinung, der Efeu würde den Baum „würgen“ und damit zum Absterben bringen, auch alter Efeu durch einen Schnitt mit der Motorsäge gekappt wird. Dies erfolgt vor allem im Zuge der Knickpflege. Wer aber meint, damit dem Baum Gutes zu tun, der irrt. Bitte: Lassen Sie die Kletterpflanze am Leben, denn sie würgt oder tötet den gesunden Baum nicht!

Ein gesunder Baum ist immer in der Lage, dem Efeu voran zu wachsen. Man erkennt dies bei mit Efeu bewachsenen Bäumen gut daran, dass der Efeu nicht bis in die Spitzen der Krone hinein wächst. Dies kann bei kleinen Baumarten wie z. B. Apfel oder bei Sträuchern wie Weißdorn der Fall sein.

In einer lichten Krone kleiner Gehölze kann es tatsächlich zu einer Beschattung der gesamten Krone kommen. Aber bei der Stieleiche oder den anderen genannten Baumarten der Knicks ist dies nicht der Fall.

Betrachtet man die vergangenen trockenen Jahre, so kann sich jeder vorstellen, dass auch tief wurzelnde Baumarten wie die Eiche hierdurch geschädigt werden können. Die Wuchsform des Efeus sorgt dafür, dass er den Baum nicht „würgt“, wie dies z. B. die Ranker „Jelängerjelieber“ (Waldgeißblatt) und „Hopfen“ machen. Diese beiden Arten wachsen schon um die jungen Gehölze herum und schnüren tatsächlich ins Holz ein. Hieraus machen findige Handwerker dann dekorative Handstöcke. Das geht beim Efeu nicht. Schaut man sich die Wuchsform des Efeus an, so erkennt man, dass der Haupttrieb meist gerade nach oben verläuft. Von diesem abzweigende Triebe wachsen schräg nach oben, sodass ein Umschlingen des Stamms meist nicht erfolgt. Das Dickenwachstum des Baumes ist auch bei überlappenden Seitentrieben des Efeus in der Lage, diese auf der Außenhaut des Stamms auseinander zu drücken und den Stamm so weiter zu entwickeln. Ein „Würgen“ bleibt aus.

Wer sich schon einmal gefällte Bäume mit Efeubewuchs angesehen hat, kann dies bestätigen.

Es gibt keine Einschnürungen. Zudem sitzen die Haftwurzeln des Efeus nur auf der äußeren Borke der Bäume (bzw. an der Wand von Gebäuden) auf. Sie dringen nicht in die Rinde oder gar in das Holz hinein, denn der Efeu ist kein Schmarotzer (Schädling) im Holz, sondern versorgt sich selbst mit Wasser und Nährstoffen über seine Wurzeln im Boden.

Im Gegenteil. Efeu und Baum bilden eine Symbiose, eine Lebensgemeinschaft. Efeu nutzt den Stamm als Kletterhilfe. Das braucht er, denn der Efeu blüht nur an speziellen Trieben, die sich in der Höhe befinden. Nur äußerst selten bildet Efeu Blütentriebe am Boden. Aber auch der Baum hat Gutes vom Efeu. Der Stamm wird im Sommer beschattet und dadurch gekühlt. Im Winter gibt der Efeu eine Art Isolationsschicht für den Stamm, wirkt gegen Kälte und gegen die Wintersonne (Baumstämme können Sonnenbrand bekommen!). Efeu beherbergt eine Menge an Vögeln, die bei der Nahrungssuche für ihre Brut die für den Baum schädlichen Insekten (z. B. Laub fressende Raupen) reduzieren. So bieten beide Pflanzen Vorteile für die andere. Diese Liste kann noch weitergeführt werden. Für zusätzliche Informationen zu diesem Thema verweise ich auf die Ausarbeitung des BUND „Efeu an Bäumen – ein Problem?“, die im Netz zu finden ist. Hier wird dieses Thema wissenschaftlich aufbereitet.

Unser Appell: Lassen Sie den Efeu an den Bäumen. Er schadet nicht. Beide – Baum und Kletterer – bieten für Insekten und Vögel tolle Lebensräume. Und nicht zuletzt ist eine stattliche Eiche mit einem uralten Efeu auch ein toller Anblick in unserer Knicklandschaft.

Wer bei starken Eichen mit Efeubewuchs Schäden in der Krone feststellt, der sollte nicht gleich dem Efeu die Schuld hierfür geben. Ein Blick in den Wurzelbereich des Baumes hilft manchmal schon. In den letzten Jahren ist es leider häufig zu Grabenräumungen entlang von Knicks gekommen, die sehr dicht bis an den Stamm der Bäume heranreichten. Hierbei sind eine Vielzahl von Wurzeln beschädigt worden, sodass diese jetzt bei der Versorgung des Baumes fehlen.

Störer, grüner Hintergund